Brettchenweben

Die Brettchenweberei ist eine sehr alte Handwerkstechnik, mit der man – unabhängig von Webstuhl oder Webrahmen – Gürtel, Bänder oder Borten herstellen kann. Diese Stücke sind sehr belastbar und reißfest, zugleich können sie außerordentlich schmuckvoll gestaltet sein.
Bereits vor mehr als 4500 Jahren stand die Technik des Brettchenwebens in Asien und im Vorderen Orient in hoher Blüte.
Sehr reichhaltig ausgestattet mit brettchengewebten Bändern ist das Grab des Keltenfürsten von Hochdorf (ca. 520 v. Chr.) gewesen – ein bedeutender Nachweis dieser Webtechnik in Europa. Noch heute wird das Brettchenweben in Asien, Afrika und Südamerika ausgeübt.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird auch hierzulande diese zwischenzeitlich fast vergessene Technik (als Kunsthandwerk) neu belebt.

Quelle: http://www.hainich-zeit.de/historisches-handwerk-brettchenweben/

Wie ich zur Brettchenweberei kam

Das war 1992. Ich habe beim Aufbau und der Gestaltung der Ausstellung “Opfermoor Vogtei” ab ca. 3 Monate vor ihrer Eröffnung mitgearbeitet. Nach der Eröffnung kam die Besucherbetreuung zu meinen täglichen Aufgaben dazu.
Zu den Funden aus dem Opfermoor gehörte ein hölzernes Webbrettchen. Aber wozu diente das? Diese Frage hätte mir jeder Gast stellen können – und ich musste eine Antwort geben können.
Vom Museum für Ur– und Frühgeschichte Weimar gab es eine Grafik, auf der eine aufgezogene Kette zu sehen war und die Information, dass mit dieser Technik Bänder gewebt wurden. Literatur über diese Technik gab es kaum und das Internet war zu dieser Zeit für uns noch ganz klein, also keine wirkliche Option zur Informationsbeschaffung.

Blieb mir nur die Methode: Versuch und Fehlversuch. Dabei habe ich mich mit dem “Brettchenweb–Virus” infiziert und bin bis heute nicht davon losgekommen.
Die damals entstandenen Musterbänder nehme ich auch heute noch sehr gern bei Vorführungen, um zu erklären, wie die Kettfäden durch die Brettchen laufen müssen und welche Muster dadurch entstehen.

Zuerst einfarbige Bänder, damit man nicht durch Farben abgelenkt wird

Links – Alle Brettchen sind identisch bestpannt – das Band bekommt einen Drall und kringelt sich zusammen.
Mitte – Die Brettchen sind gegenläufig bespannt – das Band ist absolut gerade.
Rechts – Jeweils 4 Brettchen sind identisch bestpannt – und in der Bildmitte wurde die Drehrichtung geändert.

Anschließend habe ich mich weitergetastet.
Wie entstehen farbige Muster? Längs- und Querstreifen, diese dann kombiniert zu Karos.

Was bewirkt die Änderung der Drehrichtung der Brettchen? Warum ist die Ausgangsstellung der Brettchen wichtig? Welche Rolle spielt die Dicke des Kettfadens? Hier ließen sich sehr filigrane Bänder mit Zwirnsfäden weben, die ich als Lesezeichen oder Armbänder fertiggestellt habe.

Alle Versuche waren sogenannte Einzugsmuster.
Später – mit Hilfe von Anleitungen aus Büchern und dem Internet, habe ich mir weitere Techniken, wie Doubleface oder Sulawesi angeeignet.


Was webe ich?

Zuerst habe ich Bänder in Gürtellänge gewebt, um verschiedene Muster auszuprobieren. Nach und nach fand ich in der Literatur doch die eine oder andere Anleitung, auch diese habe ich getestet.

Mit dem Wachsen der Ausstellung “Opfermoor Vogtei”, insbesondere dem Aufbau einer Freianlage mit einer Germanischen Siedlung, kam die Idee, die Besucher auch in entsprechender Gewandung zu begrüßen. Nun waren brettchengewebte Bänder, Gürtel und Borten gefragt – nicht nur für meine eigenen Sachen, sondern auch für Freunde und Bekannte. Vorrangig wähle ich hier natürlich Muster, die historisch belegt sind und in die Zeit passen, die wir darstellen (3. Jh. n. Chr.)

Bei Vorführungen während öffentlicher Veranstaltungen wurde ich immer wieder gefragt, ob ich meine Bänder verkaufe und wo man diese Handarbeitstechnik lernen könnte. Ich habe mich überreden bzw. überzeugen lassen, verkaufe “überschüssige” Bänder oder ich fertige auf Wunsch auch neues an.

Meine Brettchenwebkurse

Kurse zum Erlernen des Brettchenwebens biete ich seit etlichen Jahren an. Zuerst mit Freunden aus der Szene. Mit jeder Veranstaltung habe ich den Ablauf weiter optimiert und die durchweg positiven Einschätzungen meiner Teilnehmer zeigen mir, dass ich richtig liege. Ich plane jährlich einige Termine, die im Opfermoor stattfinden, führe auf Anfrage aber auch Kurse an anderen Orten durch. Bewährt hat sich eine geringe Teilnehmerzahl (ca. 2 bis 6), denn wir weben sofort los und wenn sich mehrere Teilnehmer gleichzeitig in bzw. mit ihren Fäden verheddern, müsste der Letzte zu lange warten, bis es weitergeht. Außerdem mache ich das in meiner Freizeit und ich möchte mir da keinen Stress machen, sondern es soll allen Spaß machen. Der Flyer mit den Terminen für die jährlichen Kurse kann hier heruntergeladen werden.

Ich habe mich auch mit anderen Textiltechniken beschäftigt, die ich im Rahmen der Besucherbetreuung vorführe (Spinnen mit der Handspindel, Weben am Gewichtswebstuhl, Kammweben, Stäbchenweberei, Nadelbinden u.a.). Da meine Festanstellung im “Opfermoor” nur befristet war (ABM) und ich “meine Brötchen” anderswo verdienen muss, sind die historischen Textiltechniken zum meinem Hobby geworden. Im Opfermoor unterstütze ich seitdem ehrenamtlich die Besucherbetreuung.